Großes Interesse an Bürgerdialog in Buttstädt

- 200 Buttstädter diskutieren darüber, wie sie zusammen leben wollen -

Die Mehrzweckhalle am Loh in Buttstädt erlebte am Freitagabend eine besondere Veranstaltung. Eingestimmt vom Seniorenchor Buttstädt berichteten Bürgermeister Blose und Mitglied des Fördervereins Buttstädt erleben e.V., Mathias Aller über die Ergebnisse der Umfrage zur Lebensqualität in der Stadt und zu Fragen des bürgerschaftlichen Engagements.
An den Wünschen und Formulierungen der Bürger, die sich an der Umfrage beteiligten, wird deutlich, dass es Ihnen vor allem infrastrukturelle Themen der Innenstadtbelebung, die Sorge um die Qualitäten der Lebensumstände im Alter und ein ganzes Spektrum von konkreten Vorschlägen geht. Die Ergebnisse selbst können in Kürze auf der Webseite des Vereins und in einem Artikel im Amtsblatt nachgelesen werden.
Professor Dr. Dörner aus Hamburg hielt anschließend einen Vortrag zu Fragen und Konsequenzen des demographischen Wandels und welche Entwicklungschancen sich daraus auch für Buttstädt erben könnten.
Er plädierte dafür "Wahlverwandtschaften" einzugehen, wenn die " Blutsverwandtschaften" schwächer werden und verwies auf Modelle von Ambulanten Wohnpflegegemeinschaften, die vor Ort selbstorganisierte Alternativen zu großen Pflegeheimen sein könnten. Jeder Bürger brauche seine "Tagesdosis an Bedeutung (für Andere)" und RUHESTAND gäbe es eigentlich gar nicht. Es gehe nicht darum, ein besserer Mensch zu werden, sondern Siedlungen so zu bauen, dass man auch Nischen für die Schwachen und Schwierigen hat, sodass diese nicht in Spezialeinrichtungen abgeschoben werden müssten.
Dr. Dörner schlug sinnvolle Ergänzungen der professionellen Dienste vor Ort vor, um den wichtigsten Wunsch vieler Menschen zu erfüllen: Eines Tages in den eigenen 4 Wänden und im gewohnten Umfeld zu sterben. Dies erfüllen könnten professionelle Helfer nicht, sondern dies sei Aufgabe der Bürger im Miteinander.
Die 3-stündige Veranstaltung in der Mehrzweckhalle setze sich fort in einer gemeinsamen Diskussion unter Moderation von Herrn Stopp, Vorstand der Stiftung Finneck, in die auch der Landrat Herr Henning, der Bürgermeister Herr Blose und der Verkehrs- und Städtebauminister von Thüringen Herr Carius einbezogen wurden.
Die Themen reichten dabei vom Cafe, das zur Belebung der Innenstadt Buttstädts nun doch realisiert werden kann, über Probleme der Radwegeanbindung bis hin zur Frage, was denn auch für junge Leute und Familien getan werden kann, um vor Ort attraktive Rahmenbedingungen zu erreichen. Nicht alle Fragen konnten detailliert besprochen und gelöst werden, aber die Grenzen der öffentlichen Leistungen und die Notwendigkeit von Selbsthilfe und bürgerschaftlichen Engagement wurden deutlich. Ein Zeichen für das große Interesse der Buttstädter war, dass keiner vorzeitig die Veranstaltung verlassen hat, sondern eine aufmerksame und interessierte Atmosphäre zu verzeichnen war. Mit dem Wunsch, den Dialog weiter zu führen und nachzufragen, was aus Ideen und Initiativen geworden ist, endete die Veranstaltung zusammen mit einem weiteren musikalischen Beitrag. Es bleibt zu wünschen, dass sich die Themen und der Schwung dieses Dialogs sich tatsächlich nach und nach in eine verbesserte Stimmung und ein Zusammenleben in Buttstädt umsetzt, das neue Kräfte belebt und Chancen nutzt, mit einer Haltung, die das Glas Wasser als halb voll und nicht halb leer betrachtet.

J. Stopp

 

MDR-Beitrag zum Thema http://www.mdr.de/mdr-<wbr />thueringen/audio827974.html